Die Pflege eines Angehörigen ist eine der herausforderndsten Aufgaben im Leben. Während es für viele selbstverständlich ist, sich um geliebte Menschen zu kümmern, wird der Stress und die Verantwortung oft unterschätzt. Betreuende Angehörige stehen häufig unter enormem Druck und fühlen sich mit der Pflege von Angehörigen zunehmend überfordert. Doch wie können Angehörige mit Pflege sich selbst schützen und gesund bleiben? In diesem Beitrag geht es um praktische Entspannungstechniken und psychologische Unterstützung für pflegende Angehörige.
Warum fühlen sich pflegende Angehörige überfordert?
Viele pflegende Angehörige sind mit der Herausforderung konfrontiert, einem geliebten Menschen zu pflegen. Dies ist in vielen Fällen besonders belastend. Es entstehen oft Fragen, wie: „Wie kann ich einen Angehörigen pflegen, ohne mich selbst zu verlieren?“ oder „Wo finde ich Unterstützung bei der Pflege eines Angehörigen?“
Die Belastung durch ständige Pflege führt bei einigen Angehörigen zu einem Gefühl der Überforderung, das nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die emotionale Stabilität gefährdet. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Entlastungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige, in Form von praktischer als auch psychischer Unterstützung.
Viele Übungen zur Stressreduktion können Sie selbst täglich durchführen – auch wenn Sie nur wenig Zeit haben.

Stressbewältigung für betreuende Angehörige ist unabdingbar
Praktische Entspannungstechniken für pflegende Angehörige mit wenig Zeit
1. Atemübungen – 2 Minuten zur Ruhe kommen
Eine der einfachsten und effektivsten Methoden zur Entspannung ist das bewusste Atmen. Schließen Sie für ein paar Minuten die Augen und atmen Sie tief und gleichmäßig ein und aus.
Wie es geht
Atmen Sie langsam durch die Nase ein (4 Sekunden), halten Sie den Atem für 4 Sekunden, und atmen Sie dann durch den Mund aus (4 Sekunden). Wiederholen Sie dies 5 bis 10 Mal.
Warum es funktioniert
- Diese Übung hilft, das Nervensystem zu beruhigen, den Puls zu senken und den Geist zu entspannen – selbst in stressigen Momenten.
2. Progressive Muskelentspannung – 3 Minuten für mehr Ruhe
Diese Technik ist besonders effektiv, um körperliche Spannungen in kürzester Zeit abzubauen.
Wie es geht
Spannen Sie abwechselnd verschiedene Muskelgruppen an (z.B. Hände, Arme, Beine) für 5 Sekunden und entspannen Sie dann wieder. Beginnen Sie bei den Füßen und arbeiten Sie sich bis zum Kopf vor.
Warum es funktioniert
Das gezielte An- und Entspannen der Muskeln fördert die körperliche Entspannung und hilft, Verspannungen zu lösen.
3. Kurze Achtsamkeitsübung – 3 Minuten für den Moment
Achtsamkeit bedeutet, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren und alle Gedanken an die Zukunft oder Vergangenheit beiseitezulassen. Das ist besonders wertvoll, wenn Sie wenig Zeit haben.
Wie es geht
Setzen oder stellen Sie sich bequem hin, schließen Sie die Augen und konzentrieren Sie sich für einige Minuten ganz auf Ihren Atem oder die Geräusche um Sie herum. Wenn Gedanken auftauchen, nehmen Sie sie wahr und lassen Sie sie dann wieder los.
Warum es funktioniert
Diese Übung hilft, den Geist zu beruhigen und den Stresslevel schnell zu senken. Sie fördert die Entspannung in kürzester Zeit.
4. Visualisierung – 2 Minuten für eine Auszeit
Visualisierung ist eine schnelle Möglichkeit, sich mental zu entspannen und eine kurze Auszeit vom Alltag zu nehmen.
Wie es geht
Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich vor, Sie befinden sich an einem ruhigen, friedlichen Ort – vielleicht am Strand oder in einem Wald. Stellen Sie sich die Geräusche, Farben und Gerüche vor. Bleiben Sie für 2 bis 3 Minuten an diesem Ort.
Warum es funktioniert
Diese Technik aktiviert den Entspannungsmechanismus im Gehirn und hilft, sich von stressigen Gedanken zu distanzieren.
5. Schnellmeditation – 3 Minuten zur inneren Ruhe
Meditiation muss nicht lange dauern, um zu wirken. Auch eine kurze Meditation kann helfen, die Gedanken zu beruhigen und sich zu erholen.
Wie es geht
Setzen Sie sich bequem hin, schliessen Sie die Augen und konzentrieren Sie sich auf einen einfachen Atemrhythmus. Wenn Gedanken auftauchen, nehmen Sie sie wahr und kehren Sie einfach zu Ihrem Atem zurück.
Warum es funktioniert
Meditation reduziert den Stress und hilft, innere Ruhe zu finden, selbst wenn Sie nur kurz Zeit haben.
6. Mini-Spaziergang – 5 Minuten Bewegung für frische Energie
Manchmal kann eine kurze Bewegungseinheit Wunder wirken. Ein Spaziergang kann helfen, den Kopf frei zu bekommen und den Körper zu entspannen.
Wie es geht
Gehen Sie für 5 Minuten nach draußen oder durch Ihr Haus. Achten Sie dabei bewusst auf Ihre Schritte und die Umgebung. Wenn möglich, gehen Sie in den Garten oder an einen ruhigen Ort im Freien.
Warum es funktioniert
Bewegung fördert die Durchblutung, setzt Endorphine frei und hilft, sich wieder zu fokussieren und zu entspannen.
7. Dehnen – 3 Minuten für mehr Flexibilität und Entspannung
Selbst einfache Dehnübungen können helfen, Verspannungen zu lösen und den Körper zu entspannen.
Wie es geht
Machen Sie einfache Dehnübungen, die Sie am Schreibtisch oder im Stehen durchführen können. Dehnen Sie Ihre Arme, Beine, Schultern und Nacken für je 10 bis 15 Sekunden.
Warum es funktioniert
Dehnen fördert die Blutzirkulation und kann sofortige Erleichterung bringen, besonders wenn Sie viel sitzen oder stehen müssen.
8. Aromatherapie
Ätherische Öle können pflegenden Angehörigen helfen, Stress abzubauen, die Stimmung zu heben und die Schlafqualität zu verbessern – etwa durch Lavendel oder Kamille in einem Diffuser oder als Badezusatz. Belebende Zitrusöle wie Zitrone und Orange fördern Energie und Konzentration, während Pfefferminz- oder Rosmarinöl Verspannungen lindern können. Zudem unterstützen Teebaum- und Eukalyptusöl das Immunsystem und tragen zur Gesundheit der Atemwege bei.
Wie es geht
- Aromadiffuser oder Duftlampe:
Stellen Sie einen Aromadiffuser in Ihrem Wohnraum auf, um den Raum mit beruhigenden Düften zu füllen. Wählen Sie entspannende Öle wie Lavendel oder Bergamot, um eine ruhige Atmosphäre zu schaffen. - Massage mit ätherischen Ölen:
Mischen Sie einige Tropfen ätherisches Öl (wie Pfefferminze oder Rosmarin) mit einem Trägeröl wie Jojoba- oder Mandelöl und massieren Sie es sanft in die verspannten Stellen ein. Dies kann helfen, die Durchblutung zu fördern und Verspannungen zu lösen. - Duftendes Bad:
Ein warmes Bad mit ein paar Tropfen ätherischen Ölen kann wahre Wunder wirken, um den Stress des Tages abzubauen. Besonders entspannend wirken Lavendel oder Kamille. Mischen Sie die Öle mit einem Teelöffel Honig oder einem Vollkornsalz, um Hautreizungen zu vermeiden.
Warum es funktioniert
Aromatherapie nutzt die heilenden Eigenschaften von ätherischen Ölen, die aus verschiedenen Pflanzenteilen wie Blüten, Blättern, Wurzeln oder Schalen gewonnen werden. Diese Öle enthalten chemische Verbindungen, die über die Luft oder über die Haut in den Körper aufgenommen werden und direkt das Nervensystem und das limbische System beeinflussen – das Gehirngebiet, das für Emotionen zuständig ist. Dadurch können diese Öle entspannend, beruhigend oder sogar belebend wirken.
Psychologische Unterstützung für pflegende Angehörige
Neben praktischen Entspannungstechniken ist auch psychologische Unterstützung von großer Bedeutung. Betreuende Angehörige brauchen Raum, um ihre Gefühle zu verarbeiten, Sorgen zu teilen und Unterstützung zu finden.
Selbsthilfegruppen
Ein wichtiger Schritt zur Bewältigung von Überforderung und Stress ist der Austausch mit anderen. In Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige können sich Menschen, die in ähnlichen Situationen sind, gegenseitig unterstützen und Erfahrungen teilen. Dies gibt nicht nur emotionale Unterstützung, sondern hilft auch, neue Perspektiven zu gewinnen und praktische Tipps auszutauschen.
Beratung und psychologische Unterstützung
Es ist hilfreich, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um mit der emotionalen Belastung umzugehen. Eine psychologische Beratung bietet die Möglichkeit, die eigenen Sorgen zu besprechen und Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln. Viele Anlaufstellen für pflegende Angehörige bieten individuelle Beratung und Unterstützung an.
Selbstfürsorge
Eine der wichtigsten Empfehlungen für betreuende Angehörige ist, sich selbst nicht zu vernachlässigen. Regelmäßige Selbstfürsorge ist entscheidend, um gesund und leistungsfähig zu bleiben. Dazu gehört auch, sich nicht nur um die pflegerischen Aufgaben zu kümmern, sondern auch Zeit für sich selbst zu nehmen, zu entspannen und die eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen.

Beratungsstellen für pflegende Angehörige in Baden Württemberg
In Baden-Württemberg gibt es zahlreiche Anlaufstellen, die pflegende Angehörige unterstützen. Diese Organisationen bieten wertvolle Unterstützung und Beratung für pflegende Angehörige in Baden-Württemberg:
- Pflegestützpunkte Baden-Württemberg bieten unabhängige, neutrale und kostenfreie Beratung zu allen Themen rund um Pflegebedürftigkeit. Sie unterstützen bei der Auswahl und Inanspruchnahme von Sozialleistungen und Hilfsangeboten. bw-pflegestuetzpunkt.de
- Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg stellt Informationen und Beratung für pflegende Angehörige bereit, einschließlich rechtlicher Aspekte und finanzieller Unterstützungsmöglichkeiten. verbraucherzentrale-bawue.de
- Netz für Pflegende ist ein Online-Angebot, das einen aktuellen Überblick über Hilfsangebote in Stuttgart gibt und sowohl pflegende Angehörige als auch professionelle Helfer anspricht. netz-fuer-pflegende.de
- Der Sozialverband VdK Baden-Württemberg e.V. setzt sich für die Rechte von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen ein und bietet Unterstützung in sozialrechtlichen Fragen. bw.vdk.de
Zusammenfassung
Die Pflege eines Angehörigen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die häufig zu Überforderung führen kann. Betreuende Angehörige müssen daher nicht nur auf die Pflege ihres Angehörigen achten, sondern auch auf sich selbst. Praktische Entspannungstechniken und psychologische Unterstützung können dabei helfen, den Stress zu bewältigen und sich selbst zu schützen. Zudem ist es wichtig, die zahlreichen Anlaufstellen für pflegende Angehörige zu nutzen und regelmäßig auf Entlastungsmöglichkeiten zurückzugreifen, um die eigene Gesundheit zu erhalten.
Denken Sie daran: Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, um die Pflege von Angehörigen gestärkt und gesund zu bewältigen.
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